Kultur Urlaub: Das Bauernhaus Museum in Wolfegg
Gestern in Wolfegg – und plötzlich war ich mittendrin in unserer Geschichte
Gestern war ich im Bauernhaus-Museum in Wolfegg – und bin noch immer ganz erfüllt von den Eindrücken. Was als netter Ausflug gedacht war, hat mich unerwartet tief berührt.
Wir waren bei einer Führung dabei – und je mehr über das bäuerliche Leben in Oberschwaben erzählt wurde, desto mehr fühlte ich mich wie in einem lebendigen Geschichtsbuch, das plötzlich ganz viel mit meinem eigenen Leben & meinen Vorfahren zu tun hat.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass früher im ganzen Haus nur die Küche beheizt wurde? Die Stube wurde nur am Sonntag genutzt – zum Essen nach der Kirche oder wenn Besuch kam. Der Platz am Kachelofen gehörte dem Opa, dass wurde meist sogar in der Hofübergabe fest notiert. In die Kirche ist man gern gegangen, ansonsten kam man als Frau nicht raus (lagen die Höfe doch weit entfernt und welche Frau hätte zu ihrem Mann gesagt, spann mir mal den Wagen an, ich besuch eine Freundin…
Gestern war es nach den vielen Sonnentagen mal wieder richtig kalt… dass hat zu dieser Tour gepasst… Alltag war kalt. Körperlich anstrengend, lange und sicher manchmal auch emotional.
Ein Detail, das mich sehr an meine Familie erinnert hat: Wie mit Feuereifer gearbeitet wurde, um die Ernte einzufahren – weil sie die Grundlage fürs Überleben war. Da musste einfach alles passen: das Wetter, die Vorbereitung, der Einsatz. Ich musste dabei sofort an unsere Silo- oder Heutzutage hier auf dem Hof denken, wenn alle mitfiebern ob es auch vor dem Regen abgedeckt ist. Wir Frauen sind hier heutzutage, dank der Mechanisierung, lediglich für das Vesper zuständig. Was jedoch auch sehr wichtig ist.
Es ist auch wirklich amüsant, dass wenn wir gutes Wetter haben, die Sonne lacht, bei uns keiner jemals ans Ausruhen denken würde, da wird weiter gerannt, da gibt es draußen immer was zu tun. Auch wenn es bei uns heute (zum Glück) nicht mehr ums Überleben geht. Es steckt trotzdem etwas von diesem (meiner Meinung nach gesunden) bäuerlichen Rhythmus in uns. Den im Winter sind bei uns die Tage kürzer und viel, viel ruhiger.
Auch die Angst vor dem Feuer, war ein großes Thema, dass ich von zu Hause kenne. Das der ganze Hof zerstört werden könnte, war immer präsent- bei jeder Kerze, bei jedem Feuer im Herd, bei jedem Gewitter. Interessant war, dass die Strohdächer mit der Einführung der Feuerversicherung den Dachplatten Dächern gewichen sind. Auch interessant war, dass der viele Qualm durch das Holzheizen im Haus dafür sorgte, dass das Holz länger erhalten bliebt, fühlten sich der Holzwurm und andere Parasiten nicht wohl im Rauch. Eine wunderbare Erfindung war der Kachelofen der nicht im Zimmer geheizt wurde, sondern außerhalb, da lies es sich dann viel länger in der Stube aushalten – der Qualm war im Flur oder der Küche (je nachdem wo das Ofenloch war).
Und dann waren da diese kleinen, lebendigen Geschichten:
Dass Wasserholen früher gar keine lästige Arbeit war – sondern eine Gelegenheit zum Ratschen. Denn am Dorfbrunnen traf man sich, tauschte Neuigkeiten aus, lachte, lebte. Konnte mir meine Urgroßmutter gut vorstellen, wie sie die Magd schimpft, weil die eine Stunde beim Wasserholen war.
Oder dass eine Mutter früher den ganzen Tag mit Essen machen (sechs Mahlzeiten!), Waschen, Hof aufräumen, beschäftigt war. Kaum vorstellbar, was sie alles ohne irgendeine unterstützende Maschine gestemmt hat.
Ein Schmunzler in der Runde war definitiv das Thema Badetag: Zuerst die Kinder, dann die genannten Mägde, dann die Männer (die immer schon an den Fenstern warteten, bis die Mägde fertig waren 😊 – und am Ende wurde mit dem gleichen Wasser noch die Wäsche gemacht. Da bekommt das Thema Wasser– &Energiesparen eine ganz neue Dimension. 😄
Und dann war da noch das Brot. Wie kostbar es war. Dass man niemals auch nur ein Stück weggeschmissen hätte. Wenn’s hart war, wurde es eingeweicht. Verwendet. Geschätzt.
Und ich dachte: Wie weit sind wir da heute manchmal weg. Und wie gut tut es, sich wieder daran zu erinnern, was wirklich zählt. Übrigens passen in den Steinofen dort 30 Laibe, dass sind doppelt so viele wie bei uns Platz haben.
Warum ich euch das erzähle?
Weil dieses Museum so viel mehr ist als nur ein paar alte Häuser. Es ist eine Brücke – zwischen damals und heute. Zwischen dem, wie es war, und dem, was davon noch immer in uns steckt.
Und weil ich beim Gehen gespürt habe:
Das Leben auf dem Hofgut Schleinsee hat viel mehr mit diesen Geschichten zu tun, als wir im Alltag merken.
Auch bei uns wird mit Leidenschaft gearbeitet. Auch bei uns gibt es Tage, da richtet sich alles nach der Sonne, nach dem, was zu tun ist. Und auch bei uns spüren viele Gäste: Hier ist etwas echt. Etwas, das berührt. Spätestens, wenn sie mal mit Maria oder Karl gesprochen haben, unseren Senioren, die noch sehr viel über diese Zeit wissen.
Mein Tipp zum Bauernhofmuseum für euch:
Wenn ihr bei uns Urlaub macht, nehmt euch einen halben Tag Zeit für einen Besuch im Bauernhaus-Museum Wolfegg (Autofahrt ca 30 Minuten). Nehmt eure Kinder mit, für die gibt es viel zu entdecken und einen klasse Spielplatz
Lasst euch führen, hört zu, schaut euch um – und spürt nach.
Es lohnt sich. Versprochen. 💚
Was euch im Bauernhaus-Museum erwartet:
Hier stehen über 30 historische Gebäude aus verschiedenen Regionen Oberschwabens, die originalgetreu wieder aufgebaut wurden – vom Bauernhaus über die Mühle bis hin zur Dorfschule. Alles ist liebevoll eingerichtet, sodass ihr einen echten Eindruck davon bekommt, wie das Leben auf dem Land früher war.
Für Familien mit Kindern gibt es viel zu erleben: Tiere wie Schweine, Ziegen oder Hühner zum Beobachten, Mitmach-Stationen zum Ausprobieren und wechselnde Kinderführungen, bei denen kleine Entdecker*innen voll auf ihre Kosten kommen. Auch die vielen kleinen Details in den Häusern laden zum Staunen und Fragen stellen ein – ganz ohne Museumsmüdigkeit.
Paare und Naturliebhaber*innen genießen die besondere Ruhe auf dem weitläufigen Gelände, die wunderschönen alten Obstbäume, Bauerngärten und versteckten Plätze. Hier lässt es sich wunderbar entschleunigen – und vielleicht bekommt ihr auch die eine oder andere Inspiration für zu Hause.
Für alle, die regionale Kultur und Geschichte lieben, ist das Museum ein echter Schatz. Alte Handwerkskunst, traditionelle Bauweisen, Geschichten über das Leben auf dem Land – das alles macht den Besuch zu einer kleinen Zeitreise.
Highlight 2025: Sonderausstellung „Aufruhr! 500 Jahre Bauernkrieg“
2025 jährt sich der Bauernkrieg zum 500. Mal – und das Bauernhaus-Museum widmet diesem geschichtsträchtigen Ereignis eine eindrucksvolle Sonderausstellung. Unter dem Titel „Aufruhr!“ könnt ihr eintauchen in die Lebensrealitäten der Bauern vor 500 Jahren, in ihre Sehnsüchte, ihren Mut – und ihre Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit.
Gerade für ältere Kinder und Erwachsene ist diese Ausstellung eine spannende Ergänzung zur Freilichtanlage – sie schlägt den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und regt zum Nachdenken an.
Abwechslungsreiches Jahresprogramm für Groß und Klein
Das Museum bietet über das Jahr hinweg ein buntes Veranstaltungsprogramm – von Aktionstagen über Handwerksvorführungen bis hin zu Ferienangeboten für Kinder. Besonders schön: Viele Termine laden zum Mitmachen ein, etwa beim traditionellen Brotbacken, beim Schäfchen-Scheren oder beim Schnuppern alter Handwerkstechniken.
Alle aktuellen Termine und Highlights findet ihr direkt hier:
👉 www.bauernhaus-museum.de/programm
Warum das Bauernhaus Museum Wolfegg so gut zu eurem Urlaub bei uns passt:
Das Bauernhaus-Museum in Wolfegg steht – wie wir hier auf dem Hofgut Schleinsee – für das bewusste Erleben von Natur, Geschichte und Tradition. Ihr seht dort was Landwirtschaft noch vor 200 bzw. 300 Jahren bedeutet hat und wie viel Erleichterungen die Mechanisierung & Spezialisierung gebracht hat.
Bei einem Spaziergang durchs Museumsgelände werdet ihr vieles wiedererkennen, was ihr vielleicht auch bei uns auf dem Hof gesehen habt oder erlebt: Tiere, die nach ihrem eigenen Rhythmus leben. Die Kraft der Handarbeit. Und den Blick dafür, wie wertvoll das Einfache sein kann.